Von René Alezra

Alain Prost hat bei Testfahrten in Le Castellet sämtliche Rekorde gebrochen. Wir haben uns mit dem Formel 1-Weltmeister 1989 unterhalten.

Was hältst du vom gegenwärtigen Ferrari?
Es ist im Grunde nur ein Übergangsauto, aber es ist bereits sehr konkurrenzfähig. Ich habe hier in Südfrankreich viel Neues ausprobieren können, und was uns besonders zuversichtlich macht, ist die Tatsache, dass wir weder in Estoril noch hier grössere Probleme hatten.

Du arbeitest nun schon einige Wochen für Ferrari. Fühlst du dich wohl? Ist die Arbeit mit den Italienern so, wie du sie dir vorgestellt hast?
Im Moment läuft alles grossartig. Die Stimmung ist hervorragend. Die Mischung bei Ferrari aus jungen Ingenieuren und erfahrenen Leuten ist sehr gut. Ferrari ist ein sehr emotionales Team, ich mag das. Was die Politik betrifft, die bei Ferrari ja immer eine grosse Rolle spielen soll, so spüre ich hier weniger Politik als in der Vergangenheit...

Spürst du bereits Auswirkungen vom Engagement von McLaren-Designer Steve Nichols?
Nichols ist für Ferrari unheimlich wichtig, weil er dem Team viel geben kann. Ein Mensch wie Steve Nichols gibt einem Team Ausgeglichenheit, ich bin froh, dass er da ist.

Mit den Ergebnissen in Le Castellet bist du sicher zufrieden.
Ja, denn wir merken, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir wollen Ferrari an die Spitze bringen und ziehen alle am gleichen Strick. Wir arbeiten ziemlich viel und werden noch härter zu Werk gehen, wenn im Februar der neue Motor, später das neue Auto fertig sein werden. Ich denke Tag und Nacht darüber nach, wie ich den Ferrari noch schneller machen kann. Jeden Abend falle ich erschöpft ins Bett, aber die Arbeit ist befriedigend, und ich denke, wir werden bald die Früchte unserer Anstrengungen ernten können.

Die Schwierigkeiten, die du 1989 mit deinem Stallgefährten gehabt hast, sollte es 1990 nicht mehr geben.
Jeder weiss, dass es zwischen zwei Spitzenpiloten Reibereien geben kann. Es gibt immer Probleme, weil das ganze Team unter grossem Erfolgsdruck steht. Schwierigkeiten wie 1989 mit Senna kann es bei Ferrari gar nicht geben.